Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Bilder vom Neuenheimer Feld, Heidelberg und der Universität Heidelberg
Siegel der Uni Heidelberg

Erfahrungsberichte

Trinity College, Dublin, Ireland

Caroline Berg

 WS/SS 2017 bis 2018

Wissenswertes rund um das College

Das TCD ist das wohl renommierteste College Irlands und liegt im Zentrum der Stadt. Das Studienjahr ist in Trimester eingeteilt. Der Michaelmas Term (MT) geht von Mitte September bis Mitte Dezember. Weiter geht es mit dem Hilary Term (HT) von Mitte Januar bis Anfang April. Es folgen ca. 4 Wochen vorlesungsfreie Zeit, die zur Vorbereitung für die Klausuren genutzt werden kann, welche dann im Trinity Term (TT) im Zeitraum von Ende April bis Ende Mai stattfinden.

Die klare Mehrheit der Erasmus Studierenden in meinem Jahr ist nur für ein Trimester geblieben. Es werden dann im MT extra Klausuren oder Hausarbeiten vor Ende des Terms organisiert. Falls man nur den HT belegt, sollte man eventuell darauf achten, dass das Modul nicht auf ein vorheriges aus dem MT aufbaut. Das ist in der Linguistik eher nicht der Fall, in der Informatik dafür nicht unüblich.

Die Vorlesungen in der Informatik finden meistens in großen Sälen statt. Die Atmosphäre ist entsprechend anonymer als in den Linguistik-Seminaren mit weniger Teilnehmern. Hier wird öfter mal fröhlich zwischen Studierenden und mit dem Dozierenden diskutiert. Mündliche Beteiligung ist in jedem Fall erwünscht. Was das Learning Agreement angeht, gab es in allen Fällen, die ich mitbekommen habe, vor Ort noch einmal Anpassungen. Nicht alle Veranstaltungen sind für ”Visiting Students” zulässig. Man bekommt einen Bogen mit möglichen Modulen ausgehändigt und kann sich dann seinen Stundenplan zusammen- stellen. Wichtig ist, dass zeitlich nichts kollidiert und man seine Credits zusammen bekommt, ansonsten weiß ich von keinen Vorgaben.

Das Mittagessen kann man sich am College für ca. 4-5 Euro in der Mensa im vorderen Teil des Colleges erstehen oder zu einem der umliegenden Imbisse gehen. Zur Mittagszeit gibt es eigentlich überall einen Student-Deal um die 5 Euro.

Was das Studentenleben neben den Lehrveranstaltungen angeht, hat das Trinity einiges zu bieten. Es gibt zahlreiche Sportangebote und Unmengen von Student Societies in denen man seine gemeinsamen Hobbys und Interessen ausleben kann. Teilweise werden auch Trips übers Wochenende organisiert. Man zahlt ca. 2-6 Euro für eine ganzjährige Mitgliedschaft in einer Society und erhält eine Membercard mit der man Prozente in allen möglichen Shops, Clubs und Restaurants bekommen kann. Es lohnt sich auf jeden Fall die paar Euro für eine Reihe von Societies zu investieren und dann im Laufe des Terms zu selektieren, je nachdem wo man den größten Spaß hat.

Fast jede Woche am TCD ist als Themenwoche gestaltet, über entsprechende Workshops/Vorträge wird man per Mail informiert. Generell ist immer irgendetwas los und alle sind extrem engagiert und involviert in das Geschehen neben dem Studium.

Wohnungssuche

Die Wohnungssuche ist der mit Abstand unangenehmste Teil des Aufenthalts. Der Immobilienmarkt in Dublin ist seit den letzten drei Jahren extrem angespannt und die Lage wird sich wahrscheinlich so bald nicht bessern. Das TCD vermietet Einzelzimmer, allerdings ist der Bewerbungsstart dafür lange bevor man die benötigten Zugangsdaten vom College zugesendet bekommt. Falls man sich doch zu den glücklichen zählen darf, die ein Zimmer ergattern, kann man mit einer Miete in Höhe von ca. 900 Euro rechnen. Gleiches Preissegment gilt für die Student-Dorms (z.B. das Binary Hub), die unabhängig vom TCD im Zentrum von Dublin Einzelzimmer anbieten. Der Vorteil ist, dass alles gut abgesichert ist und man vorab genau weiß, was man kriegt.

Alternativ werden Zimmer von privaten Anbietern auf Seiten wie dieser oder dieser angeboten. Es ist hier nicht unüblich sich ein Zimmer zu teilen (→ twin room) und in Laufreichweite des TCD immer noch schlappe 500 Euro zu zahlen. Für ein Einzelzimmer mit Doppelbett (→ double room) oder eines mit kleinem Bett (→ single room) zahlt man im Zentrum bei privaten Anbietern mindestens 700 Euro. Grundsätzlich gilt die Gegend nördlich des Liffey River als ein wenig rauer und weniger schön als die Südseite.

Meine Empfehlung ist, sich ein Doppelzimmer im Zentrum zu suchen. Es ist sehr mühselig und teuer mit dem Bus ins Zentrum zu pendeln (das Studententicket kostet ca 60 Euro pro Monat) und es ist wesentlich angenehmer die Stadt am Abend unabhängig von den Busplänen zu erkunden. Man gewöhnt sich schnell an die Situation im geteilten Zimmer und hat unter Umständen einen netten Redepartner vor Ort. Ich rate dringendst davon ab, im Voraus Geld zu überweisen. Am Einfachsten ist die Suche vor Ort. Man sollte sich grundsätzlich auf sein Bauchgefühl verlassen, was die Mieter und die Wohnsituation angeht.

Die dritte und letzte Alternative (für Sparfüchse) ist die 24-h Bibliothek3. Ich weiß allerdings nicht inwiefern das von der Administration und/oder Mitstudierenden toleriert wird.

Was über die Stadt

Irland, und ganz besonders Dublin, ist in erster Linie bekannt für seine fröhlich-feuchte Pubkultur. Hier sind meine Favoriten mit Spezifikation/besonderen Veranstaltungen:

  • Stags Head (Comedy Crunch sonntags und montags)
  • Sin É (Open Mike Night irgendwann)
  • Nolitas (gut für Cocktails und wenn man dringend 12 Euro für einen Drink loswerden muss)
  • The Church (ein Ort, der sich von einer Kirche zur Bar gemausert hat)
  • The Black Sheep (im Keller gibt’s Billiard Tische)
  • Beerhouse (da gibt es Bier!!)
  • Cassidy’s (das Cassidy’s in der Nähe vom Liffey)
  • The Ginger Man (super schön dekoriert an Weihnachten)
  • Foggy Dew (Ska Band jeden Sonntag ab 19 Uhr)
  • The Whiley Fox (montags Open Mike Night)
  • The International Bar (alles mögliche)
  • The Long Hall (es ist schön da)
  • Token (es gibt alte Flipper und solche Spielemaschinen)
  • Berlin D2 (für hippe Leute)

Was Restaurants und Cafés angeht, hat Dublin natürlich auch einiges zu bieten:

  • Accents Coffe & Tee Lounge (beste heiße Schoki)
  • Il Fornaio (auch ganz gute heiße Schoki)
  • Queen of Tarts (gutes Frühstück, immer voll)
  • Mamma’s Revenge (mexikanisch)
  • Hailan (koreanisch)
  • Brother Hubbard (alles)
  • Il Capo (italienisch, angeblich beste Pizza in Dublin)
  • Takara (japanisch)
  • O’Neills Pub (irisches Buffet)
  • The Whining Stair (irisch, teuer)

Was Clubs angeht, hat Dublin natürlich auch einiges zu bieten:

  • Workman’s
  • The Grand Social (oben wird getanzt)
  • Doyle’s (eigentlich ein Pub, oben wird manchmal getanzt)
  • The George (Drag Show am Donnerstag, sehr sehenswert)
  • Dicey’s (es gibt Bier für 2 Euro, man denke sich den Rest)
  • Academy (viele Erasmus Partys)

Es gibt zahlreiche Museen und Galerien. Der Reiseführer ist hier definitiv dein Freund. Wenn einem die Stadt zu bunt oder zu grau wird, kann man per Bus oder Bahn ganz bequem das Land bereisen. Es gibt viele All-in Touren, die meiner Meinung nach ihr Geld wert sind. Mein Favorit war Connemara.



Uppsala University, Sweden

Maja Geulig

 Aug 2018 bis Jan 2019

Land und Sprache

Schweden ist im Winter zwar ziemlich kalt und dunkel, dafür sind die Schweden selbst ein freundliches und aufgeschlossenes Völkchen. In Uppsala gibt es ein reges Studentenleben mit den entsprechenden Partys und Aktivitäten. Typisch für Schweden ist Fika, d.h. gemeinsames Tee- oder Kaffeetrinken in einem Café am Nachmittag, und Uppsala bietet dafür Dutzende gemütliche Orte mit Kanelbulle und Kuchenauswahl (Geheimtipp: Café Arummet für die besten Kuchen!). So kann man auch die dunklen Wintermonate sehr angenehm verbringen.

Ich habe vor den Austausch 3 Semester lang Schwedisch gelernt, und obwohl die Schweden alle ausgezeichnet Englisch sprechen, hat man als einigermaßen kompetente Sprecherin doch noch mehr Möglichkeiten, vor allem jenseits der Austauschstudenten. So habe ich z.B. in einem schwedischen Chor gesungen und auch mal an kulturellem Programm in der Stadt selbst (Lesungen und Museumsevents) auf Schwedisch teilgenommen. Generell freuen sich die Schweden sehr, wenn man sich bemüht die Sprache zumindest ein bisschen zu sprechen, und haben auch mit Anfängern viel Geduld - es lohnt sich also!

Vor dem Aufenthalt: Wohnen, Kurswahl & Anreise

Ich habe durch das Austauschprogramm ein Zimmer in einem der Wohnheime erhalten, und daher nicht auf dem freien Wohnungsmarkt gesucht. Das größte Wohnheim ist Flogsta, außerhalb der Stadt, berühmt für große WGs und ständige Parties. Wer eine laute, turbulente Erasmuszeit verbringen möchte, sollte auf jeden Fall nach Flogsta gehen - muss aber dafür in Kauf nehmen, für die Uni und alle sonstigen Aktivitäten immer mit dem Fahrrad in die Stadt hineinzufahren. Mein Wohnheim war Klostergatan, ein ehemaliges Hotel direkt im Zentrum. In Klostergatan gibt es nur Einzelzimmer mit sehr verschiedener Ausstattung plus Gemeinschaftsraum und Küche im Erdgeschoss. Der große Vorteil ist die Lage im Zentrum, und ich habe mir anders als viele andere kein Fahrrad gekauft, weil alles Wichtige zu Fuß erreichbar war. Auch die Ruhe im eigenen Zimmer fand ich angenehm – meins hatte sogar einen Fernseher als Überbleibsel aus der Hotelzeit des Wohnheims. Der Nachteil ist dass Klostergatan recht teuer ist, nur internationale Studenten dort wohnen und man keinen Kontakt zu Schweden hat, und dass die Kochecke in den Zimmern selbst sehr klein sind. Die Alternative im Zentrum ist das Wohnheim Rackerbergsgatan, wo einige meiner Freunde gewohnt haben, und von dem ich nur Gutes gehört habe. Hier wohnt man in kleineren WGs, und es werden oft internationale und schwedische Studenten zusammengemischt.

In Uppsala gibt es den Masterstudiengang Language Technology mit einer kleinen Auswahl an Kursen. Das Semester ist dabei in Blockveranstaltungen aufgeteilt, die nicht zwangsläufig das ganze Semester über stattfinden (mehr dazu auf den Seiten der Universität). Belegt habe ich das Forschungsmodul von Language Technology, und zusätzlich Kurse der Linguistik und des English Department. Das Niveau war sehr unterschiedlich, generell gilt dass es gerade in der Linguistik auch kleine Seminare mit nur etwa 5 Leute gibt, was natürlich eine ganz andere Atmosphäre ergibt. Die Kurswahl war nicht ganz einfach, aber ich habe sehr gute Erfahrungen mit dem schwedischen Erasmuskoordinator gemacht – der Kontakt ist gut, es gibt schnell Rückmeldung und Hilfe bei allen Fragen zum System und zur Belegung.

Angereist bin ich mit dem Flugzeug nach Arlanda Flughafen. Eine alternative Route ist es z.B. nach Kopenhagen zu fliegen, dort etwas Zeit zu verbringen und dann mit dem Zug hoch nach Uppsala zu fahren (das habe ich nach Weihnachten gemacht). Man kann auch die gesamte Strecke mit dem Zug zurücklegen. Falls man innerhalb von 3 bestimmten Tagen und Zeiten am Anfang der Orientierungswoche anreist, stellt die Universität ein kostenloses Bus-Shuttle vom Flughafen nach Uppsala. Das ist sehr nützlich und man lernt auch direkt beim Warten an der Haltestelle andere Studenten kennen.

Im Semester

Alle Kurse der Language Technology, Linguistik und Anglistik finden in den Gebäuden im Engelska Parken statt, also mitten im Zentrum. Man erledigt die meiste Arbeit im Semester, das gilt auch für Hausarbeiten und Klausuren. Die meiste Zeit hatte ich trotz meiner Kurse noch die Gelegenheit zu reisen und viel zu unternehmen, nur vor und nach Weihnachten waren sehr stressige Phasen.

Zusätzlich habe ich am Anfang des Semester den B1 Schwedischkurs der Universität besucht, aber bald aufgehört weil ich in der Umgebung selbst viel besser Schwedischerfahrung sammeln konnte. Zu den Kursen auf Anfangsniveau gibt es unterschiedliche Meinungen und es hängt wohl stark von der Lehrperson ab, aber da die Kurse kostenlos sind, lohnt es sich auf jeden Fall mal reinzuschauen. Die Anmeldung dazu findet am Anfang des Semester statt.

Studentenleben

Die Studenten in Uppsala sind selbstorganisiert in Student Nations, was man sich ein bisschen wie Hogwartshäuser vorstellen kann. Die Mitgliedschaft ist nicht verpflichtend, aber eigentlich gehört jeder einer Nation an – man kann allerdings auch immer die Events der anderen Nations besuchen. Daher gibt es nur kleine Unterschiede zwischen den Nations, vor allem in einer Ausrichtung auf bestimmte Interessen. Ich war Mitglied in Västgöta Nation, die zu den kleinsten und familiärsten Nations gehört und in einem wunderschönen, alten Gebäude am Fluss untergebracht ist. In Västgöta gibt es jeden Mittag vegane Suppe mit Salat und Brot, die für Mitglieder der Nation dann etwas billiger ist (eine Mensa hat Uppsala nicht so wirklich, und die Nations organisieren auch das Mittagessen). Zusätzlich habe ich aber auch im Damenchor von Smalands Nation mitgesungen und die Yogagruppe von Kalmar Nation besucht. Das Angebot an Aktivitäten und Organisationen ist sehr vielfältig und umfasst alles von Sport über Brettspiele hin zu einem Nähzirkel. Außerdem hat jede Nation ihren eigenen Pub, und hier bekommt man Alkohol und Essen zu günstigen Studentenpreisen. Die Nations sind etwas sehr Besonderes an Uppsala, auch innerhalb Schwedens, und bieten ein vollkommenes anderes Erlebnis als eine deutsche Uni, komplett mit lustigen Traditionen, neuen Freunden und sehr viel schwedischer Kultur.

Reisen

Die Universität organisiert innerhalb der ersten zwei Wochen mehrere Exkursionen mit dem Bus zu verschiedenen Schlössern und Orten in der Umgebung. Die Plätze sind knapp und es lohnt sich sehr, also früh anmelden sobald man dort ist. Ansonsten bieten sich für Tagesausflüge Stockholm, Sigtuna (einer der ältesten Städte Schwedens) und Gävle an. Mit dem Zug kann man für ein paar Tage auch nach Göteborg an der Westküste fahren, und von dort bietet es sich an, dann gleich auch noch Oslo dranzuhängen. Besonders empfehlenswert ist eine Reise mit der Fähre nach Helsinki: es gibt sehr günstige Gruppenpreise für eine Rundreise in der Kabine. Für die Reise hoch in den Norden nach Lappland gibt es organisierte Studentenreisen mit festen Programm – ich habe von einigen Leuten Gutes darüber gehört, aber mir persönlich war es zu teuer und zu straff organisiert. Stattdessen bin ich mit einer Freundin zusammen im Januar nach Semesterende allein mit dem Zug in den Norden nach Umea und Kiruna gefahren, was auch wunderbar funktioniert hat. Meine Abreise war dann mit dem Zug von Stockholm nach Lund in Südschweden, dann Malmö, Kopenhagen, Lübeck und schließlich wieder Süddeutschland.

Fazit

Das halbe Jahr in Schweden war eine tolle Zeit - ich habe das Land entdeckt, bin viel gereist, habe ein vollkommen anderes Universitätssystem und Studentenleben kennengelernt, mein Schwedisch verbessert und viele neue Freundschaften geschlossen. Das hier war mein zweiter Erasmusaufenthalt nach 2 Semestern in Wales während des Bachelors, und ich kann nur es jedem empfehlen. Erasmus bietet eine großartige Chance, relativ unkompliziert Zeit in einem fremden Land zu verbringen. Traut euch! Ihr werdet es nicht bereuen.

Sarina Meyer

 Januar bis Juni 2018


 Jedem zu empfehlen, der schon immer mal viel Schnee, Kaffee
 und Internationalität erleben wollte



Fünf Monate sind noch nie so schnell vergangen. Und ich habe auch noch nie in so kurzer Zeit so viele unvergessliche Erfahrungen gemacht. Ich bin unglaublich froh, dass ich mich für Schweden entschieden habe. Bei meinem Entschluss für dieses Auslandssemester wusste ich fast gar nichts über dieses Land, aber mittlerweile habe ich mich so sehr an schwedische Gepflogenheiten, wie das „Kaffeetrinken mit einem süßen Stückchen in Gesellschaft anderer“ (kurz: Fika) gewöhnt, dass ich so etwas wirklich vermisse.

Das Land

Schweden ist ein Land extremen Klimas – in den fünf Monaten meines Aufenthalts habe ich von -20 Grad mit monatelangem Schnee bis fast 30 Grad im Sommer alles erlebt. Der Sommer war allerdings in dem Jahr auch besonders heiß (Schwedens wärmster bisher) und wir Auslandsstudenten hatten vorher nicht wirklich mit so etwas gerechnet. Pack also auch genügend Kleidung für solche warme Tage ein! Es war auch super mal einen Winter mit richtigem Schnee (etwa von Januar bis April) zu erleben, dabei hat mich allerdings auch meine vorher gekaufte Skijacke und dicke Winterstiefel echt gerettet. Ich bin mit zwei Gepäckstücken (Koffer und Trekkingrucksack) angereist, was ich echt nur empfehlen kann.

Schweden schafft es aber auch bei ziemlicher Kälte (und Dunkelheit) seinen Charme nicht zu verlieren. Die Menschen gehen dann erst recht aus, um sich in einem Café oder einer Kneipe zu treffen. Die Stadt ist hell erleuchtet und strahlt eine Gemütlichkeit und Gelassenheit aus, die ich davor nicht kannte.

Man sollte vor der Abreise aus Deutschland unbedingt bedenken, dass Schweden deutlich moderner als Deutschland ist: Es wird kaum mit Bargeld bezahlt und man braucht deshalb auf jeden Fall eine Kreditkarte. Dabei können Wechselkursgebühren anfallen, darauf sollte man schon bei der Wahl der Kreditkarte beachten. Außerdem ist Schweden teurer als Deutschland, aber das sollte durch das Geld von Erasmus einigermaßen aufgefangen werden. Allerdings bekommt man nur 70% des Betrages zu Beginn des Semesters ausgezahlt, den Rest erst wieder in Deutschland.

Studentenleben

Eine Sache, die mir in Schweden sehr gefallen hat, ist das Studentenleben. Uppsala hat eine sehr alte Unitradition, mit der auch die sogenannten Nations verbunden sind. Das sind studentische Gruppen, die ein wenig an Verbindungen erinnern, aber weder politisch oder sonst irgendwie radikal sind. In Uppsala gibt es 13 Nations, die in sehr gutem Verhältnis zueinander stehen und sich ehrlich gesagt auch gar nicht so sehr voneinander unterscheiden. Bist du Mitglied in einer Nation (für einen Semesterbeitrag von etwa 25 €), kannst du in die Restaurants, Kneipen, Clubs und sonstigen Veranstaltungen jeder anderen Nation gehen. Die Hauptvorteile davon sind der Preis und die Möglichkeit, andere Studenten kennenzulernen. Denn die Nations müssen durch ein Abkommen mit dem Staat keine Alkoholsteuer bezahlen (die in Schweden sehr hoch ist), was die Preise verglichen mit normalen Kneipen um mindestens die Hälfte reduziert. Außerdem gibt es immer wieder Events bei jeder Nation, wie zum Beispiel feine Dinners (nimm dir auf jeden Fall Abendkleidung, also Anzug und Hemd bzw. ein knielanges Kleid, mit!). Das Studentenleben durch die Nations war mit Sicherheit eines der besten Dinge, die ich in Schweden erlebt habe. Man lernt dadurch auch viele Leute aus anderen Studiengängen kennen und vor allem auch viele andere Austauschstudenten.

Uni

Die Kurse an der Uni waren da dann doch eher ein wenig abenteuerlich. Schonmal vorweg: Du brauchst kein Schwedisch zu können, da sehr viele Kurse auf Englisch gehalten werden. Dadurch ist der Anteil an internationalen Studenten in Uppsala sehr hoch.

Ich habe vier Kurse belegt, wobei zwei davon nur jeweils eine Hälfte des Semesters gingen: Einen Kurs in der Computerlinguistik, einen in der Linguistik, einen in der Informatik und einen aufbauenden Schwedischkurs. Der Kurs in der CL war ganz interessant, aber vom Niveau relativ niedrig, da sie nur noch den CL-Master in Uppsala haben. Die meisten Studenten in dem Kurs haben vorher ein linguistisches Fach studiert, weshalb ihnen leider recht viele Grundlagen gefehlt haben. Dafür war der Kurs in der Informatik, ein Masterkurs über Machine Learning, umso schwieriger. Ich habe sehr viel in dem Kurs gelernt, von dem ich gar nicht wusste, dass das überhaupt existiert, aber man musste dafür schon einiges an Zeit investieren. Der Linguistikkurs war unglaublich interessant und hat auf jeden Fall meinen linguistischen (und allgemeinen) Horizont deutlich erweitert. Und ein Schwedischkurs ist definitiv nicht verkehrt, allerdings hatte ich schon vorher drei Sprachkurse in Heidelberg besucht und diesen dann nur noch aus Interesse belegt.

Am Anfang meines Semesters hat sich mein Learning Agreement (also der Kursplan für das Semester) zur Hälfte geändert, weil ein Kurs abgesagt wurde und ich zu einem weiteren nicht die Zulassung bekommen habe. Frag am Besten noch vor der Abreise beim Erasmuskoordinator in Uppsala nach, ob du auch wirklich alle geplanten Kurse belegen kannst und lass dir das in deinem Learning Agreement per Unterschrift bestätigen. Leg dir aber dennoch auch einen Plan B an.

Wohnen

Ich hatte ziemlich viel Glück mit dem Wohnen, weil ich durch die Vermittlung eines Freundes in einem Zimmer zur Zwischenmiete wohnen konnte. Das Zimmer war halb so teuer wie das, was mir im Wohnheim angeboten wurde (was allerdings an meinen unglücklichen Angaben bei der Wohnheimsbewerbung lag; es gibt auch günstigere Wohnheimsplätze, unter anderem auch dort, wo ich dann wohnte). Das Zimmer war in einer 3-er WG in einem Wohnheim, welches wiederum in einer Straße mit ausschließlich Wohnheimen liegt: Rackarbergsgatan. Absolut empfehlenswert, weil die Miete ungefähr so teuer ist, wie ein normales Zimmer in Heidelberg (zwischen 300€ und 350€) und man zu Fuß nur gute 5 Minuten von Engelska Parken entfernt ist. Engelska Parken ist der Unicampus, an dem die ganzen linguistischen Kurse stattfinden, sprich: die Sprachkurse, Computerlinguistik und Linguistik sind dort ansässig. Nur für die Informatik musste ich mit einem sehr klapprigen Fahrrad etwa 15 Minuten bis Polacksbacken fahren.

Außerdem war ich von meiner Wohnung aus zu Fuß in 10-15 Minuten überall in der Innenstadt. Generell bin ich entweder gelaufen oder Fahrrad gefahren, weil mir die Bustickets zu teuer waren, und alles auch so recht gut zu erreichen war. Die WG habe ich mir mit zwei Schwedinnen geteilt, was ziemlich gut geklappt hat.

Für die Bewerbung für einen Wohnheimsplatz würde ich generell empfehlen, entweder Rackarbergsgatan oder Flogsta anzugeben. Flogsta ist zwar ein bisschen weiter vom Zentrum entfernt, sodass man da auf jeden Fall ein Fahrrad braucht (was nicht schwer zu bekommen ist), aber die Mehrheit der Auslandsstudenten landen dort und feiern gefühlt täglich Partys, zu denen jeder einfach hingehen kann.

Stockholm & Gamla Uppsala

Erwähnenswert ist außerdem, dass Stockholm super nah an Uppsala dran liegt. Etwa 10€ kostet eine fast 60-minütige Fahrt in die Hauptstadt, für etwas mehr Geld bist du sogar noch schneller da. Und es lohnt sich definitiv, mal die Gamla Stan, die Stockholmer Schären, etc. zu erkunden. Ich würde außerdem noch das Vasa-Museum, über das Schiff, dass 333 Jahre kurz vor Stockholm auf Grund lag, empfehlen.

Auch Gamla Uppsala, das alte Uppsala, ist einen Besuch wert. Dort befinden sich Hügelgräber, die über tausend Jahre alt und ziemlich beeindruckend sind.

Mein Auslandssemester war gespickt mit guten Erfahrungen und Erlebnissen, wirklich schlechte habe ich keine gemacht. Ich kann nur jedem diesen Aufenthalt in Uppsala empfehlen! Aber Achtung: Der Abschied nach 5 Monaten ist gar nicht mal so einfach, wie du glaubst, und danach bist du mit Sicherheit im Schwedenfieber!



Olli Singler

 August 2017 bis Januar 2018


 Uppsala ist eine kleine studentische Stadt, in der es außer dem Unileben
 nicht viel zu erleben gibt. Dafür ist das Unileben besonders erlebenswert.



Wohnung

Zimmer sind in Schweden, wie eigentlich alles, ziemlich teuer. Wenn ihr nicht ins Wohnheim wollt, könnt ihr auf studentboet.se, dem schwedischen Pendant zu wg-gesucht.de, nach einer WG suchen.

Darüber habe ich auch meine erste WG gefunden: ein kleines Reihenhaus in einem familiären Stadtteil, zusammen mit zwei anderen Auslandsstudierenden und der Vermieterin. Am ersten Abend wusste ich sofort, dass ich mich dort wohlfühlen werden, doch bald darauf teilte uns die Vermieterin mit, dass sie spontan das Haus verkauft hat und wir alle ausziehen müssten.

Über das Housingoffice, der universitären Wohnheimsverwaltung, kam ich recht schnell an ein neues Zimmer im Studentenwohnheim in Flogsta. Flogsta ist etwas besonders, der Stadtteil ist etwas heruntergekommen und besteht eigentlich nur aus Studierenden, hat dadurch aber seinen eigenen, besonderen Charme.

Im Wohnheim teilt man sich mit zwölf Leuten eine Küche und dementsprechend sieht diese auch aus, auch wird es öfter mal laut (z.B. jeden Abend um 22 Uhr für genau eine Minute...). Eigentlich ist Flogsta super gelegen, direkt neben den Wohnheimen ist ein "günstiger" Supermarkt, man braucht nur 10 Minuten mit dem Rad in die Innenstadt und man ist schnell in der Natur. Jeder, der in der Innenstadt wohnt, wird dir aber erzählen, wie unendlich weit weg Flogsta ist und dich niemals besuchen kommen.

Kurse

Inzwischen wird Sprachtechnologie (das Coliäquivalent) nur noch als Master angeboten, allerdings entspricht das Leistungsniveau etwa unserem Bachelor, ihr könnt also ohne Probleme die Masterkurse (alle auf Englisch) dort besuchen. Falls ihr Schwedisch könnt, könnt ihr auch die Bachelorkurse der allgemeinen Linguistik besuchen. Oder ihr besucht Informatikkurse.

Allerdings dürft ihr nur maximal zwei Kurse belegen, die nicht vom Department for Linguistics and Philology angeboten werden. Dazu zählt auch ein Schwedischkurs! Die meisten Kurse gehen (Prozentzahl und KW beachten) kein ganzes Semester, so hat man mehrmals Klausurenphase.

Kneipen

In Uppsala werden die die Studentenpubs und -clubs von den 13 Nations unterhalten. Man kommt nur als Mitglied einer Nation rein. Dort gibt es Essen und Getränke zu schwedischen Studentenpreisen. Am Anfang des Semesters werden von den Studiengängen Pubcrawls veranstaltet, bei denen man alle Kneipen kennenlernt. Es gibt natürlich auch öffentliche Kneipen, außer Shotluckan oder Palermo besucht man allerdings keine davon.

Ausflüge

Uppsala liegt 70km nördlich von Stockholm, mit dem Zug kann man recht einfach und schnell zwischen den beiden Städten pendeln. Gamla Uppsala ist (bei gutem Wetter) einen Ausflug wert, dort finden sich Wickingergrabhügel, eine sehr alte Kirche und ein Museum. Freunde haben auch einen Ausflug mit der Fähre nach Finnland unternommen und haben einen Tagesausflug nach Gävle (einer Stadt am Meer) gemacht. Uppsala hat einen kleinen Stadtwald, in dem man schön spazieren gehen kann. Hinter dem Stadtwald gibt es viel Natur, in der man gut wandern kann. Viele Nations bieten (vor allem) am Semesteranfang immer wieder Ausflüge und Wanderungen an.

Sprachkurse

Vorbereitet sein ist gut, man kommt aber auch mit Englisch ohne Probleme durch. Einen Sprachkurs in Schweden würde ich nur machen, wenn man noch zu wenig Kurse hat.

Tipps

In Schweden bezahlt man selbst an Foodtrucks mit Karte, nehmt also eine Kreditkarte und nur wenig Bargeld mit. Achtet darauf, dass das Limit hoch genug ist, da ihr z.B. auch die Wohnheimsmiete nur mit Kreditkarte bezahlen könnt. Pro Monat musste ich bis zu 1.000€ ausgeben. Außerdem sollte ihr immer eine Regenjacke oder zumindest einen Regenschirm dabeihaben, selbst bei strahlend blauem Himmel; das Wetter ist etwas wechselhaft.


Evelyn Schmitz

 Oktober 2016 bis Januar 2017


 Kalt und verschneit, aber unvergesslich



Allgemein:

Auch wenn es viele vielleicht aufgrund der Kälte und der Dunkelheit abschreckt, habe ich gewagt, im Oktober 2016 mit Sack und Pack nach Uppsala, Schweden zu fliegen und dort ein halbes Semester zu bleiben. Ich habe im Studentenwohnheim Eklundshofsvägen gewohnt und mich dort in meinem kleinen aber gemütlichen Apartment schnell eingelebt und wohlgefühlt. Neben schwedischen Studenten habe ich auch internationale Studenten kennengelernt, mit denen ich eine unvergessliche Zeit erleben durfte.

Uni:

Nach kurzer Eingewöhnungszeit und ein paar organisatorischen Dingen wie Bib-Karte und Studi-Ausweis begann die Uni. Die Unikurse in Schweden sind in Blöcke aufgeteilt, sodass man nur 2 bis 3 Kurse parallel, dafür aber mehrere Male in der Woche hat. Die Kurse waren auf hohem Niveau, aber machbar und fair, sodass ich viel gelernt habe. Das Institut für CL in Uppsala ist recht klein, dadurch entsteht in den Kursen eine familiäre Stimmung und man lernt alle Teilnehmer spätestens bei der Bearbeitung der Abgaben ganz gut kennen. Ich war als Erasmusstudentin eine Rarität in der CL, dennoch wurde ich herzlich von den schwedischen Studenten aufgenommen. Auch die Lehrer kennen ihre Studenten beim Vornamen. Das Siezen der Dozenten ist nicht üblich, sodass man sich auch mit Professoren dutzt. Die Betreuung durch die Dozenten habe ich als besser und intensiver erlebt als in Deutschland. Die Dozenten nehmen sich gerne Zeit, um bei Aufgaben zu helfen oder für Fragen zu Vorlesungen. Das Gebäude in dem die CL sitzt ist ein schönes, offenes Gebäude, in dem es viele helle und gemütliche Plätze gibt, an denen man sich zum Arbeiten hinsetzen kann.

Leben:

Die dunkle Jahreszeit habe ich in Schweden als etwas ganz Besonderes und Schönes erlebt. Zwar wird es früh dunkel (an den kürzesten Tagen in Uppsala ist es etwa von 9 bis 15 Uhr hell), jedoch wissen die Schweden, sich den Winter nett zu gestalten. Zahlreiche Lichter in den Straßen und Fenstern, Kerzen und liebevoll eingerichtete Cafés sorge für frohe Stimmung vor allem in der Vorweihnachtszeit, die hier gefühlt schon im November losgeht. Außerdem habe ich den wohl schneereichsten Winter meines Lebens gehabt, wodurch die Stadt hell und freundlich wirkt. Warme Klamotten sind also Pflicht und man rutscht auch mal aus. Trotzdem habe ich mir im Oktober ein gebrauchtes Rad gekauft und bin den ganzen Winter, abgesehen von ein paar eisigen Ausnahmen, damit durch die Stadt gefahren, statt mit ein Ticket für den ÖPNV zu kaufen (teuer!). Nicht zu vergessen sind Fikas: Kaffeepausen im Alltag, die mit Kaffee und schwedischen Zimtschnecken zelebriert werden. Die sogenannten Kanelbullar bekommt man überall, Filterkaffee-Flatrate inklusive.

Wohnen:

Ich habe mir einen Platz im Studentenwohnheim vermitteln lassen. Für das kleine Apartment habe ich 550 € im Monat gezahlt, war aber froh, mir selbst keine Wohnung suchen zu müssen. Außerdem war ich vom Eklundshofsvägen in 5 Minuten mit dem Rad in der Innenstadt und in 10 Minuten an der Uni.

Feiern/Kneipen:

Es empfiehlt sich, einer der zahlreichen Student Nations beizutreten. Dies sind eine Art Studentenverbindung, aber ohne politischen Hintergrund (siehe Wikipedia). In den Restaurants, Cafés und Bars der Nations bekommt man günstigeres Essen und bezahlbaren Alkohol (1 Bier etwa 4 bis 5€, was wenig ist). Außerdem werden Parties veranstaltet, zu denen man teilweise nur mit Nations-Karte zutritt und günstigeren Eintritt bekommt.

Ausflüge:

Stockholm ist von Uppsala etwa 45 Minuten mit dem Zug entfernt und definitiv mehrere Ausflüge wert. Ansonsten kann man in der Region um Uppsala super wandern gehen. Wir haben des Öfteren Wintergrillen im Håga, einem nahegelegenen Nationalpark, veranstaltet. Nach dem schwedischen „Allemannsrätt“ darf jeder das kostenlos bereitgestellt Feuerholz und den Grill nutzen. Auch Ski-Langlauf sollte man mal ausprobieren, dazu gibt es in vielen Parks gespurte Loipen.

Sprachkurse:

Ich habe vor Beginn meiner Reise in Heidelberg am Sprachlabor einen A1-Kurs gemacht, was mir im Alltag geholfen hat. Schwedisch ist eine einfache Sprache, bei der man als Deutscher die Grundlagen schnell lernen kann. Falls zeitlich kein Sprachkurs mehr drin ist, keine Sorge: In Schweden spricht jeder perfektes Englisch.

Sonstiges:

Ich habe zusätzlich zum Erasmus-Stipendium Auslandsbafög beantragt und bekommen, was zusammen die höheren Lebenshaltungskosten im Vergleich zu Deutschland gut abgedeckt hat. Schlechte Erfahrungen habe ich eigentlich keine gemacht. Das schlimmste an dem ganzen Semester war die Abreise Ende Januar, da ich das kleine, hübsche Uppsala schnell ins Herz geschlossen habe.

Ich würde jedem im Allgemeinen empfehlen, ins Ausland zu gehen. Schweden ist dafür ein tolles Land, in dem man viele tolle Städte und Landschaften besuchen kann und freundliche Menschen kennenlernt.


zum Seitenanfang